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Intersexual-Pride-Flag

Das Thema der Intersexualität ist ein ziemlich medizinisches Thema. Bei meinen Recherchen hatte ich anfangs mehr Fragezeichen und wusste nicht, wie ich euch Intersexualität verständlich näher bringen könnte. Eigentlich ist es einfach und doch schwierig zugleich.

 

Intersexualität bezeichnet in seinem Ursprung eigentlich verschiedene klinische Phänomene mit unterschiedlichen biologischen Ursachen, weshalb ein Mensch manchmal nicht eindeutig einem Geschlecht zugehordnet werden kann. Diese Ursachen können sofort sichtbar sein, wenn beide Genitalmerkmale vorhanden sind, welches äußerst selten ist (Hermaphroditismus). Sie können jedoch auch schwerer erkennbar sein, wenn z.B. ein Mensch mit Penis und Hoden geboren wird, jedoch aufgrund von Eierstöcken die Östrogenproduktion (sog. weibl. Hormone) erhöht ist und es später zu einer Brustbildung kommt. Umgekehrt hätte ein Mensch Vulva und Vagina, bekommt aber aufgrund von erhöhter Testosteronbildung (sog. männl. Hormone) keine Brust oder die Menstruation (Pseudohermaphrodit). Damit es noch einmal richtig komplex wird erwähne ich der Vollständigkeit halber auch die Variante, die gar nicht ersichtlich ist und nur durch ein DNA-Test nachweisbar. Person X wächst als Mann auf, besitzt jedoch ein XX-Chromosomen-Paar oder Umgekehrt Person X wächst als Frau auf mit entsprechenden Geschlechtsmerkmalen, besitzt aber ein XY-Chromosomen-Paar. Das Chromosomenpaar entscheiden eigentlich darüber ob der Fötus männlich (XY) oder weiblich (XX) wird. Damit wäre es aber noch nicht erledigt, es gibt noch viele weitere Kombinationsmöglichkeiten, die hier aufzuzählen den Rahmen sprengen würde.

 

1915 prägte der Genetiker Richard Goldschmid den Begriff der Intersexualität, da er das stigmatisierende Wort Pseudohermaphroditen (Scheinzwitter) ersetzen wollte.

 

In Deutschland existiert im ICD-10 keine eigene Klassifizierung. So wird in Q56 – Unbestimmtes Geschlecht und Pseudohermaphoriditismus und Q99 wird Hermaprhoditismus erwähnt. Dennoch wird Intersexualität den Sexualdifferenzierungsabweichungen zugeordnet (englisch disorders of sex development (DSD)). Wie das zustande kam konnte ich nicht herausfinden. Ich habe keinen entsprechenden Eintrag im DSM-5 entdecken können. Betroffene lehnen diese Pathologisierung des DSD jedoch ab, da sie ihre Intersexualität nicht als störend empfinden.

 

An Kindern mit einem nicht eindeutig bestimmbaren Geschlecht wurde ab den 1960er Jahren häufig eine geschlechtsangleichende OP in die machbare Richtung vorgenommen. Meist zum Weiblichen hin, da es einfach war eine Vagina zu formen, wie ein Penis. Dies geschah sogar an Neugeborenen und ohne Einwilligung der Eltern. Generell wurden die Eltern kaum bis gar nicht aufgeklärt. Die Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin brachte 2011 eine Leitlinie heraus, in dem sie die operativen Eingriffe bei Säuglingen mit mehr Zurückhaltung beurteilt. 2012 nahm der Deutsche Ethikrat Stellung zur diskriminierenden gesellschaftlichen Situation von Intersexuellen, die sich durch alle Institutionen durchschlängelte. Seit dem 22. Dezember 2018 kann neben dem Offenlassen des Geschlechtseintrags auch die Angabe „divers“ gewählt werden. Dennoch nahmen die geschlechtsangleichenden OPs nicht signifikant ab.

 

Intersexualität ist von Transsexualität insofern zu unterscheiden, dass Transsexuelle biologisch eindeutig einem Geschlecht zugehören, sich jedoch dem nicht zugehörig fühlen. Intersexuelle können nicht eindeutig einem Geschlecht zugeordnet werden. Aber unter dem Aspekt der ungefragten und durchgeführten Geschlechtsangleichungen möchte ich gar nicht wissen, wie viele Menschen zwangsweise transsexualisiert oder kastriert wurden. Ähnlich wie den Transgendern ist die Intersexualität noch sehr medizinisch. Die Tragweite der psychischen und psychosozialen Komponente ist noch nicht ins Bewusstsein der Gesellschaft angekommen. Wir sind noch sehr im binären Gendersystem von Mann und Frau geprägt. Häufig haben Menschen Schwierigkeiten mit ihrem Gegenüber wenn sie sich ebenfalls als Genderfluid (unabhängig von Trans*, Inter* oder Cis) bezeichnen (zu dem Thema komme ich noch). Dann wird es richtig verwirrend für einige. Das einfachste ist es die Person zu fragen wie er*sie angesprochen werden möchte und es so hinzunehmen und zu akzeptieren. Während meiner Recherche habe ich ein tolles Video entdeckt, in dem Intersexualität aus verschiedenen Perspektiven durchleuchtet wird

(https://www.planet-wissen.de/video-intersexualitaet--was-bestimmt-unser-geschlecht-100.html 21.07.2020)

 

Nun zur Flagge: Die Intersex Pride Flag wurde im Juli 2013 von Morgan Carpenter designt. Gründer und späterer Präsident der „Intersex Human Rights Australia“, besser bekannt als „Organisation Intersex International Australia“. Die Farben wurden so gewählt, dass nichts mit Mann oder Frau assoziiert werden kann. Der Kreis in der Mitte symbolisiert Ganzheit und Vollkommenheit. Morgan Carpenter beschrieb diese wie folgt:

 

„The circle is unbroken and unornamented, symbolising wholeness and completeness, and our potentialities. We are still fighting for bodily autonomy and genital integrity, and this symbolises the right to be who and how we want to be.” (http://ihra.org.au/22773/an-intersex-flag/ 21.07.2020)

 

Inter*-Symbole
Inter*-Symbole
trans-intersex-flag
trans-intersex-flag

Die Trans-Intersex-Flagge wurde im Juli 2017 von Jesse Bananasaurus/Demi-Dude designt.

 

Die Transgender-Flagge wurde eingefügt um darauf hinzuweisen, dass die Inter* sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, die ihnen von ihren Ärzten und/oder Eltern nach der Geburt gegeben wurde.

 

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