Wie können Paare ihre Beziehung verbessern, wenn die sexuellen Vorlieben nicht übereinstimmen?
Diese Frage erreichte mich vor einiger Zeit. Oberflächlich betrachtet kann die Versuchung bestehen, als Lösungsversuch den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden, es als gemeinsame Entdeckungsreise zu betrachten sich Schritt für Schritt auf die jeweilige Vorliebe einzulassen oder auch die Beziehung zu öffnen um es der*dem anderen zu ermöglichen die eigene Vorliebe auszuleben. Was rege ich da jedoch genau an?
Der kleinste gemeinsame Nenner hieße sein eigenes Potential nicht voll entfalten zu können. Das ist definitiv für beide irgendwann frustrierend. Stell dir vor du wärst ein Auto und möchtest endlich losfahren, allerdings ist die Handbremse angezogen. Mal sehen wie viel Spaß das macht. Je häufiger diese Handbremse angezogen bleibt, um so wahrscheinlicher ist es, dass das Auto kaputt geht.
Die Entdeckungsreise könnte zu Grenzverletzungen führen, nur um der anderen Seite zu liebe etwas zu tun. Versteht mich nicht falsch. Natürlich könnt ihr rumprobieren und das sollt ihr auch, schließlich stellt ihr ja dann so fest, was ihr mögt und was nicht. Was ich meine sind Praktiken dem*r Partner*in zu liebe „über sich ergehen“ zu lassen, um an der Beziehung fest zu halten oder um Konflikte / Diskussionen aus dem Weg zu gehen.
Eine Öffnung der Beziehung „verbessert“ evtl. die Beziehung nicht, sondern verkompliziert sie. Gerade eine offene Beziehung erfordert mehr Kommunikation. Was geht? Was geht nicht? Wo sind die Grenzen? Was möchtet ihr tatsächlich? Geht ihr nur zu zweit los und holt euch Personen dazu oder geht ihr auch Einzeln mal los? Datet ihr um dem*r anderen einen rein zu würgen oder um euer Leben um etwas zu ergänzen?
Alle drei Möglichkeiten kann für Paare funktionieren. Gehört ihr zu den Paaren bei denen das einvernehmlich gut funktioniert sage ich nur: „Herzlichen Glückwunsch, ihr habt euren Weg gefunden.“
Für alle anderen gehe ich mal einen Schritt tiefer. Wenn die sexuellen Vorlieben nicht übereinstimmen heißt nicht nur Vanilla vs. Kink. Oft kommen Paare zu mir deren Herausforderung es ist, dass jemand zu viel/wenig Sex haben möchte. Auch das ist schon eine nicht übereinstimmende sexuelle Vorliebe.
Aber was bedeutet denn zu viel oder zu wenig Sex? Und so möchte ich auch die Eingangsfrage angehen… was verbessert oder verschlechtert (k)eine übereinstimmende sexuelle Vorliebe? Braucht es eine übereinstimmende Sexualität um eine Beziehung zu „verbessern“? Als beziehungsdynamische Sexual- und Beziehungstherapeutin steht mein Fokus in der Beziehungsdynamik zwischen den Menschen. So verstehe ich Sex als Ausdruck von Beziehung. Dementsprechend hat Sex hat für jede*n eine andere Bedeutung. Am Ende kommen wir zur Frage:
„Was ist/bedeutet Sex für dich?“
Wenn du diese Frage für dich beantworten kannst, dann weißt du auch was du eigentlich an deiner Beziehung „verbessern“ willst und vielleicht gehört Sex dazu, aber vielleicht auch nicht. Vielleicht bedeutet es auch, dass diese Beziehung so wie sie ist „perfekt“ ist oder auch nicht. Welche Konsequenz ziehst du daraus?
Entschuldige liebe Leser*in die einfache Antworten gesucht haben und mehr Fragen gefunden haben. Aber vielleicht findest
du noch mehr in dir und vielleicht brauchst du dafür Begleitung/Unterstützung durch eine dritte Person. Diesen Prozess kannst du mit deiner*m Partner*in mach, für dich allein, mit einer dritten
Person, mit professioneller Hilfe oder in einer Paartherapie.
Eure
Marie
****
Mein Artikel ist nur einer von insgesamt 15. Auf lovefreund.de findet ihr
den kompletten Artikel und die Antworten meiner Kolleg*innen.
Kommentar schreiben